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E-Mobilität in der Logistik: Wie gelingt der Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Effizienz?

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The Mobility House Team

04. Juni 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Die Transport- und Logistikbranche befindet sich im Umbruch und ist besonders in Sachen Nachhaltigkeit gefordert. Obwohl die Branche heute effizientere Fahrzeuge einsetzt, sind die CO2-Emissionen im Straßengüterverkehr seit 1995 um über 20 % gestiegen. Gleichzeitig bleibt das Mengenwachstum ungebrochen. Ein erheblicher Rückgang ist notwendig, um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen.

Vogelperspektive, Elektro-Transporter auf Parkplatz

Deshalb hat die EU verschiedene Maßnahmen, wie etwa die ESG-Gesetze (Environmental, Social, Governance) eingeführt, um auf die globale Herausforderung des Klimawandels zu reagieren. Das Ziel ist, ein klimaneutrales Europa bis 2050. Im Folgenden erfährst du, wie unsere Logisitk-Kund:innen mit dieser Herausforderung umgehen, welche Erfahrungen sie mit der E-Mobilität gemacht haben und was sie heute anders machen würden. Wie meistern Sie den Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Effizienz?

Nachhaltige Mobilität bei Hermes

Der Hermes Einrichtungs Service (HES), Tochterunternehmen der Otto Group, ist Marktführer bei der Auslieferung im 2-Mann-Handling – der Belieferung von Endkund:innen mit Möbeln, Elektrogroßgeräten und anderen schweren oder sperrigen Gütern. Der HES setzt angesichts des absehbaren Verbots von Verbrennungsfahrzeugen in deutschen Innenstädten auf nachhaltige Mobilität. Die ESG-Ziele und die Umstrukturierung der Last-Mile-Logistik stellen den Logistikdienstleister jedoch ebenfalls vor komplexe Herausforderungen, insbesondere in der Zusammenarbeit mit den Depotpartner:innen und Subunternehmen.

HES-Ansatz im Subunternehmen-Ökosystem

Viele Depotpartner:innen und kleinere Subunternehmen, die oftmals Mieter sind und nicht über eigene Gebäude verfügen, haben Schwierigkeiten, das Investment für Ladeinfrastruktur zu stemmen. Da der HES auf die wichtige Unterstützung seiner Fahrer:innen setzt, sucht das Unternehmen nach Lösungen. Ein aktueller Ansatz ist die Querfinanzierung der notwendigen Ladeinfrastruktur und der Aufbau einer Alternative zum bestehenden Dieselfloater, um eine einheitliche Vergütung der nachhaltigen Mobilität zu garantieren. Gleichzeitig werden Rahmenkonditionen mit den bekannten Fahrzeugherstellern verhandelt, um den Depotpartner:innen die Elektrofahrzeuge zu attraktiven Konditionen anbieten zu können. Der HES setzt auf eine gemeinsame Strategie und arbeitet eng mit seinen Depotpartner:innen und Dienstleistern zusammen, um den Aufbau von Ladeinfrastruktur schrittweise voranzutreiben.

"Wir haben erkannt, dass die Ladeinfrastruktur an den Depots nicht von den Depotpartner:innen und Subunternehmen allein aufgebaut werden kann. Statt einen starren Plan mit festen Fristen durchzusetzen, verfolgen wir einen anderen Ansatz – einen gemeinsamen."

Tobias Gruschka,

Projektleitung E-Mobilität beim HES

Fahrer bei Hermes lädt E-Sprinter

Mitarbeiter:innen überzeugen, Effizienz steigern

Die Umstellung auf Elektromobilität bringt zudem eine Akzeptanzfrage bei den Mitarbeitenden mit sich. Nach ihrer ersten Erfahrung mit elektrischen Fahrten sind sie jedoch oft überzeugt. Die geringere Geräuschkulisse, bessere Beschleunigung und andere Vorteile wie digitale Fahrtenschreiber erleichtern den Übergang und sorgen für eine reibungslosere Logistik.

Um die E-Flotte möglichst effizient nutzen zu können, optimiert der HES seine Prozesse an vielen Stellen. So wird zum Beispiel über Telematik-Lösungen wie etwa die Vorklimatisierung von Elektro-Fahrzeugen nachgedacht. Dies ist besonders im Winter entscheidend. Das Vorheizen sorgt für schnellere Ladezeiten und die Fahrzeuge sind sofort einsatzbereit und verlieren nicht an Reichweite.

Erfahre mehr, wie der HES den schrittweisen Ausbau von Lademöglichkeiten vorantreibt

Österreichische Post stellt emissionsfrei zu

Vor mehr als 10 Jahren wurde bereits die Initiative „CO2 NEUTRAL ZUGESTELLT“ ins Leben gerufen. Fragt man Paul Janacek, der die Zustellflotte der Österreichischen Post leitet, ist klar, welcher der Antrieb der Zukunft ist:

"Wir haben mit unseren Zusteller:innen so gute Erfahrungen gemacht mit Elektrofahrzeugen gemacht, dass es uns verwundert, warum wirtschaftlich getriebene Unternehmen immer noch Vorbehalte gegenüber der Elektromobilität haben. Man muss auch nicht gleich die ganze Flotte umrüsten, zum Ausprobieren und Herantasten reichen auch zwei, drei Fahrzeuge."

Paul Janacek,

Leitung Konzern-Fuhrpark, Österreichische Post AG

Kostenanalyse Elektromobilität vs. Verbrennungsmotoren

Die ersten E-Fahrzeuge, Kangoo-Hochdachkombis von Renault, hat die Post bereits im Jahr 2011 eingeflottet. Nach gut zwölf Jahren Einsatzdauer gehen sie nun in den Ruhestand. Und haben von Jahr zu Jahr bewiesen, welche finanziellen Vorteile E-Fahrzeuge für Flotten bringen können.

"Die Elektroautos sind bei uns im Schnitt drei, vier Jahre länger in der Flotte als Diesel-Fahrzeuge. Etwa elf, zwölf statt nur acht Jahre, da die Elektromotoren länger halten als Verbrennungsmotoren."

Paul Janacek,

Leitung Konzern-Fuhrpark, Österreichische Post AG

Da die Post in Österreich eine Kaufflotte betreibt, gleichen E-Fahrzeuge dank der deutlich längeren Nutzungsdauer ihre anfänglich höheren Beschaffungskosten wieder aus. Das Sparpotenzial ist damit aber noch lange nicht erschöpft. Dank der deutlich robusteren Elektromotoren fallen die Servicekosten um mehr als 50 % geringer aus.  Auch die Treibstoffkosten liegen um 40 bis 60 Prozent niedriger. Statt 10 Liter Diesel für 100 km müssen nur gut 35 kWh Strom bezahlt werden.

Auch Zusteller:innen schätzen die Elektrofahrzeuge

Operativ sind E-Autos in der Flotte ebenfalls ein Gewinn: Für die Zusteller:innen, die über hundert Stopps auf ihren Touren einlegen müssen, sind Elektroautos viel angenehmer zu fahren, wie Janacek erklärt: „Was mit einem Verbrenner richtig Handarbeit ist – kuppeln, schalten, bremsen, kuppeln – lässt sich mit einem Elektrofahrzeug deutlich komfortabler bewerkstelligen“.

Die Post testet zudem erstmals den Batterieantrieb bei größeren Lkw für den Transport zwischen Logistikzentren. Zwei Volvo FM Electric, die eine Reichweite von 300 km haben und in 2,5 Stunden schnellgeladen werden können, pendeln seither zwischen dem Logistikzentrum in Wien-Inzersdorf und dem Flughafen Wien-Schwechat.

Teamfoto mit der Österreichischen Post bei Inbetriebnahme der Ladeinfrastruktur in Innsbruck

Aufbau von Know-How

Generell bedeute E-Mobilität, dass man in Vorleistung und Schritte gehen muss, die zunächst vielleicht etwas schwerfallen. Man muss neue Teams wie auch Expertise in Sachen E-Autos aufbauen und das Thema von Anfang an ganzheitlich denken – also auch an die Ladeinfrastruktur und Stromerzeugung, um das Potenzial voll ausschöpfen zu können. Natürlich ist all das zunächst auch mit Kosten verbunden. Das ändert aber nichts daran, dass die Flotte durch die Elektrifizierung nicht nur nachhaltiger, sondern auch günstiger im Unterhalt wird.

"Die Ladeinfrastruktur ist eine einmalige, langfristige Investition, die für mehrere Fahrzeuggenerationen gedacht ist, und wahrlich kein Killer für den Business-Case."

Paul Janacek,

Leitung Konzern-Fuhrpark, Österreichische Post AG

Nur eine eigene Ladeinfrastruktur ermöglicht Flexibilitäten, die den Betrieb der Elektrofahrzeuge nochmals günstiger machen, etwa indem Strom auch selbst produziert und in stationären Batterien zwischengespeichert wird.

Erfahre mehr, wie die Österreichische Post über 4.000 Elektrofahrzeuge effizient lädt und individuelle Standortanforderungen meistert.

Darum also auf nachhaltige Logistik setzen

Denn die Erwartungen der Stakeholder wie Kund:innen, Investor:innen und Mitarbeitende an Transport- und Logistikdienstleistungen steigen. Sie wünschen Echtzeit-Transparenz, Flexibilität und Zuverlässigkeit, während Lieferketten stetig komplexer werden. Auch das Wettbewerbsumfeld verändert sich mit neuen Marktteilnehmer:innen. Demnach ist es an der Zeit jetzt zu handeln. Viele Unternehmen agieren häufig noch zu defensiv. Die Möglichkeiten zur Elektrifizierung fallen zwar je nach Betrieb unterschiedlich aus, dennoch besteht in der Regel immer die Chance, zumindest teilweise auf Elektromobilität umzusteigen. Dies bedeutet nicht nur mehr Nachhaltigkeit und geringere Betriebskosten, sondern auch eine höhere Zufriedenheit der Fahrer:innen durch ein leiseres und komfortableres Fahrerlebnis.