Das bedeutet, dass zu Zeiten hoher Netzlasten – zumeist am Abend sowie am
Morgen – der Strombezug der Wallbox kurzzeitig in der Leistung auf 4,2 kW
(entspricht 50 km in 2 h)* veringert wird. Dies sichert die
Stabilität des Stromnetzes und vermeidet einen kostspieligen Netzausbau.
Welche Möglichkeiten der netzdienlichen Steuerung es aktuell gibt und was bei
der Umsetzung zu beachten ist, erfährst du im Folgenden.
*wenn hinter Zähler mehr Ladepunkte hängen, erhält jeder Ladepunkt mind.
4,2 kW
Eigener Netzanschluss und Steuerbarkeit sind Voraussetzung
Wallboxen müssen in der Theorie steuerbar sein und über einen eigenen Netzanschluss verfügen, damit Kund:innen profitieren können. Netzbetreiber können zusätzliche Anforderungen als Bedingung stellen.
Im Gegenzug können E-Fahrer:innen von innovativen Ladekonzepten und deutlichen Einsparungen profitieren, zum Beispiel das Elektroauto künftig auch als Stromspeicher zu nutzen – dazu später mehr. Außerdem ermöglicht ein eigener Netzanschluss die Nutzung von speziellen Autostromtarifen, welche einige Stromlieferanten im Angebot haben. Durchschnittlich bedeutet das 160 Euro Ersparnis im Jahr Ersparnis.
In diesem Artikel erhältst du weitere Informationen darüber, wie dich der §14a betrifft, welche Vorteile du daraus ziehen kannst und welche Aspekte du dabei berücksichtigen solltest. |
Steuerung der Ladevorgänge – unterschiedliche Modelle
Die analoge Technologie ist seit Jahrzehnten im Einsatz, etwa bei der Ansteuerung von Nachtspeicherheizungen. Generell ist die Rundsteuertechnik eine Art Fernsteuerung des Netzbetreibers: Die Steuersignale werden von zentralen Rundsteuersendern über das Stromnetz an die dezentralen Rundsteuerempfänger übermittelt.
Ausnahmen hiervon gibt es nur vereinzelt: Stromnetz Hamburg etwa verlangt für die Steuerung von privaten Wallboxen nach einer digitalen OCPP-Schnittstelle (bzw. Open-ADR für Lade- und Energiemanagementsysteme, wie es bei unserem intelligenten Lademanagement ChargePilot® der Fall ist), welche per Mobilfunknetz angebunden ist. Bei Bedarf, etwa schlechtem Empfang in einer Tiefgarage, stellt Stromnetz Hamburg kostenfrei eine Außenantenne zur Verfügung. Westnetz wiederum ermöglicht neben der Rundsteuerung auch die Nutzung einer (verplombten) Zeitschaltuhr, die zu festen Tageszeiten den Stromfluss der Ladeeinrichtung für einige Stunden unterbricht.
Bei manchen Netzbetreibern, etwa Netze BW (Netzbetreiber der EnBW), ist auch im Rahmen der Rundsteuerung ein fester Fahrplan hinterlegt, der den Strombezug zwar nicht komplett kappt, aber in der Leistung drosselt: Zu bestimmten Zeiten, aktuell jeden Abend zwischen 19 und 23 Uhr, gibt der Netzbetreiber ein Rundsteuersignal zur Senkung der Ladeleistung auf 8 Ampere pro Phase aus. Bei einem 3-phasig ladenden Elektroauto entspricht das in der Zeit der Reduzierung einer maximalen Ladeleistung von immerhin noch 5,5 kW, womit sich selbst ein komplett leerer Akku mit beispielsweise 60 kWh über Nacht vollständig aufladen ließe.
Die meisten Ladevorgänge finden demnach in den Abendstunden zwischen 19 und 23 Uhr statt. Deshalb ist es für die Stabilität es Netzes hilfreich, wenn die Ladeleistungen zuverlässig und planbar reduziert werden können. In seinen Netzlaboren hat der Stromversorger laut eigener Aussage festgestellt, dass diese Reduzierung für die E-Autofahrer:innen kaum Einschränkungen verursacht: Da im Schnitt pro Ladevorgang etwa 20 kWh – und die nichtmal täglich - benötigt werden, reicht sogar die auf 4,2 kW gedrosselte Ladeleistung, um diese Energie in vier Stunden vollständig nachzuladen.
Da jeder, der gut 800 Netzbetreiber in Deutschland, seine eigene Vorgehensweise bei der Steuerung von Ladevorgängen verfolgt, stellen sich Elektriker:innen oft die Frage, wie der Anschluss bei den Kund:innen im jeweiligen Einzelfall korrekt auszuführen ist:
Der Großteil der Netzbetreiber setzt wie eingangs erwähnt auf Rundsteuerempfänger. In der Regel ist es so, dass der Netzbetreiber selbst das Rundsteuerrelais anliefert und oft sogar einbaut (und verplombt). Bei Unklarheiten und Fragen ist die Ansprechperson für Elektriker:innen stets der jeweilige Netzbetreiber, bzw. dienen für erste Infos auch die Technischen Anschlussbedingungen (TAB), welche die meisten Unternehmen auf ihren Websites zur Verfügung stellen. |
Steuerung via Rundsteuerempfänger kurz erklärt
In der Praxis funktioniert die direkte Steuerung einer Ladestation per
Rundsteuerempfänger folgendermaßen: Der Empfänger, ein Relais im
Schaltschrank, registriert den vom Netzbetreiber ausgesendeten Impuls, mit
„Signal an“ oder „Signal aus“. Dieses Signal kann von der Wallbox meist über
einen Kontakt verarbeitet werden. Somit weiß die Wallbox, ob sie gerade die
volle Leistung zur Verfügung stellen darf oder eben nur die reduzierte. Sollte
die Wallbox nicht über einen potentialfreien Kontakt verfügen, muss sie
indirekt angesteuert werden, z.B. über ein Leistungsschütz. Hier kann in den
Zeiten der Reduzierung nicht auf 4,2 kW gedrosselt werden, sondern die Wallbox
wird vom Netz getrennt und das E-Auto kann in der Zeit nicht laden. Eine
weitere Möglichkeit ist zum Beispiel die Ansteuerung über
ChargePilot® durch das Zusatzmodul ‚Netzdienliches Laden‘. Das Modul ermöglicht die
intelligente Steuerung mehrerer Ladestationen durch den Netzbetreiber. Dabei
übersetzt das System das Signal des Rundsteuerempfängers in OCPP und
gewährleistet so die Steuerung.
In Zukunft wird der Rundsteuerempfänger
wahrscheinlich von einer sogenannten Steuerbox abgelöst werden. Deren
Zertifizierung ist für Oktober 2024 angekündigt.
Das gesteuerte Laden ist erst der Anfang
Aktuell erproben mehrere Netzbetreiber, Ladestationsanbieter sowie Autohersteller auch innovativere Strategien, wie etwa digitale Stromzähler und zusätzliche Steuerboxen und untersuchen gleichzeitig, wie sich etwa Photovoltaikanlagen effizient im Gesamtsystem einbinden lassen.
Der Frage, wie man E-Mobilität, Netzsteuerung und Ladeverhalten ideal zusammenbringt, widmen wir uns zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Bayernwerk Netz und dem Autohersteller AUDI. Bei einem Projekt von EnBW in Künzelsau steht vor allem die Steuerung von Ladeeinrichtungen mit EEBUS als digitaler Schnittstelle im Fokus. Die Kommunikationsschnittstelle EEBUS, die für das Energiemanagement im so genannten Internet of Things angewandt wird, ermöglicht eine stufenlose Steuerung der Ladeleistung sowie eine bidirektionale Kommunikation zur Ladestation. Ein ähnliches Projekt, das ebenfalls das Potenzial von Vehicle-To-Grid (=V2G) untersucht, hat vor Kurzem der Autohersteller BMW gemeinsam mit ca. 20 Elektroautos und mehreren Partner:innen aus der Energiewelt gestartet.
Wir arbeitet´n schon seit Jahren darauf hin, die Mobilitäts- und Energiewelt nachhaltig und intelligent miteinander zu verknüpfen. In mehreren Pilotprojekten wurde bewiesen, dass dies technisch möglich ist, dass sich die Nutzung erneuerbarer Energien im Netz damit erhöhen lässt und dass E-Fahrer:innen hohe Erlöse erzielen können, wenn sie künftig einen kleinen Teil der Energie aus ihren E-Auto-Akkus für netzdienliche Anwendungen zu Verfügung stellen. In einem Pilotprojekt hat ein Nissan Leaf auf diese Weise in einer Woche 20 Euro „verdient“ – aufs Jahr gerechnet kommen so gut 1000 Euro zusammen.