Es war einmal… die kurze Lebensdauer der Elektroauto-Batterie!
Der Akku ist das Herzstück eines jeden Elektroautos und der entscheidende Faktor für die Reichweite und Leistung des Autos. Die nutzbare Kapazität eines Lithium-Ionen-Akkus, der sogenannte „State of Health“ (SOH), unterliegt sowohl einer kalendarischen als auch einer zyklischen Alterung. Jede:r kennt das von seinem Smartphone. Auch die Speicherfähigkeit der Autobatterie geht zum einen im Laufe der Zeit von ganz allein verloren. Zum anderen liefern die Batterien mit zunehmender Anzahl der Betriebszyklen immer weniger Leistung, da sie durch die Ladevorgänge und das Fahren beansprucht werden.
Da die Elektromobilität noch recht jung ist und es an belastbaren Daten zur Lebensdauer von Akkus mangelt, wird der Akkuverschleiß kontrovers diskutiert. Aber erste Erfahrungswerte zeigen, dass eine Elektroauto-Batterie viel länger hält als bislang angenommen.
Weniger Kapazitätsverlust als gedacht
Nutzer:innen eines niederländisch-belgischen Tesla-Forums etwa haben in den vergangenen Jahren einen Pool von mehr als 350 Tesla-Fahrzeugen aufgebaut und werteten in strukturierter Weise die Leistungsdaten der Akkus aus. Für die ersten 100.000 Kilometer errechneten sie einen relativ konsistenten Kapazitätsverlust von fünf Prozent. Danach verloren die Akkus zwar immer noch an Kapazität, aber nicht mehr so stark wie während der ersten 100.000 Kilometer. Insgesamt war über eine Reichweite von mehr als 250.000 Kilometern im Schnitt weniger als zehn Prozent Kapazitätsverlust zu beobachten. Die Trends der Berechnungen zeigen, dass ein Tesla voraussichtlich mehr als 300.000 Kilometer fahren muss, bis die Kapazität der Batterie auf unter 90 Prozent sinkt.
Autohersteller treten jenen, die sich dennoch Sorge um die Haltbarkeit der Akkus machen, mit langen Garantien entgegen. Meist gewähren sie eine Garantie von acht Jahren oder mindestens 160.000 Kilometern. Tesla oder Firmen wie CATL und LG verkündeten 2020 gar die 1.000.000 Meilen Batterie. Mit dieser technologisch schnellen Weiterentwicklung wäre das Thema Haltbarkeit komplett vom Tisch.
Das zweite Leben der Elektroautobatterien
Außerdem: Batterien, die nicht mehr die gewünschte Reichweite oder Beschleunigungsfähigkeit in Elektroautos liefern können, sind noch lange nicht am Ende ihrer Lebenszeit angekommen. Sie mögen zwar für den Einsatz als Fahrakku mit einer Restkapazität von weniger als 70 Prozent als ungeeignet gelten — können aber im stationären Bereich als Second-Life-Batteriespeicher noch viele Jahre lang treue Dienste leisten. Denn Platz und Hochstromfähigkeit spielen bei diesen Anwendungen keine so große Rolle.
Diese Art der Zweitnutzung ist aus mehreren Gründen attraktiv: Sie verringert gegenüber neuen Batterien den mit der Batteriefertigung verbundenen CO2-Fußabdruck deutlich. Die geringeren Kosten für Second-Life-Akkus machen ihren Einsatz als Stationärspeicher auch wirtschaftlich interessant. Bedarf nach solchen Batterien ist vorhanden, da der Ausbau erneuerbarer Energien aufgrund deren schwankender Erzeugung nach flexiblen Energiespeichern verlangt. Mögliche Geschäftsmodelle werden aktuell bereits in einzelnen Pilotprojekten erfolgreich getestet.
Batterierecycling im Kommen
Das Recycling von Fahrzeugbatterien gilt mittlerweile als technisch machbar und wird bereits in mehreren Pilotanlagen umgesetzt. Für die nächsten Jahre darf aufgrund der steigenden Anzahl an Elektroautos auch mit einem deutlichen Anstieg im Altbatterieaufkommen gerechnet werden, was effiziente Recyclingmethoden umso wichtiger macht. Ein geschlossener Ressourcenkreislauf hat den Vorteil, dass er die Klima- und Umweltbilanz von Elektroautos deutlich verbessern kann: Recycling verringert den Bedarf an Rohstoffen aus dem Bergbau, was die Versorgungssicherheit stabilisiert und den ökologischen Fußabdruck von Batteriezellen verringert.
Etliche Unternehmen und Forschungseinrichtungen weltweit arbeiten daran, ausgediente Akkus aus Elektroautos zu recyceln und die Rohstoffe wieder nutzbar zu machen. Das belgische Unternehmen Umicore, das eine Partnerschaft mit Audi unterhält, gilt als einer der Marktführer des Batterierecyclings und kann momentan bis zu 7000 Tonnen pro Jahr behandeln. Duesenfeld, ein deutsches Chemieunternehmen, hat ein Verfahren entwickelt, mit dem bereits 96 Prozent aller Batteriebestandteile wiedergewonnen werden können. Damit verringert sich den CO2-Fußabdruck bei der Produktion neuer Akkus um 40 Prozent im Vergleich zur Neuproduktion. Die vom ehemaligen Tesla-Manager Peter Carlsson geleitete schwedische Firma Northvolt, an der unter anderem BMW, Siemens und Volkswagen beteiligt sind, widmet sich neben einer geplanten Massenproduktion von Batteriezellen ebenfalls dem Recycling. In dem Werk in Skellefteå sollen schon zum Start des ersten Blocks einer noch größeren Anlage jährlich etwa 25.000 Tonnen Batteriezellen recycelt werden können.